Beschluss: Zur Kenntnis genommen

Der Vorsitzende geht auf die Vorgeschichte ein. Schon Anfang der 80-iger Jahre beabsichtigte der Landkreis zu Zeiten des damaligen Landrats Dr. Schreier einmal, diese Straße zu sperren; entsprechende Schilder und Absperrpfosten waren bereits montiert. Das habe allerdings zu erheblichem Widerstand aus Gramschatz geführt, weil es sich für den Ortsteil um eine wichtige Verbindungsstraße handelt.

 

In Sachen Umgehungsstraße Rimpar habe am 30.05.2017 ein Gedankenaustausch im Gemeinderat Güntersleben stattgefunden. Bei diesem Treffen sei der heutige Gegenbesuch vereinbart worden. Dieser Gedankenaustausch solle nun weiterentwickelt werden, wobei es keinesfalls darum gehe, die Ochsengrundstraße heute oder morgen zu sperren. Vielmehr gehe es um ein Zeitfenster für die Autofreiheit zugunsten des Naherholungsgedankens für Fahrradfadfahrer und Spaziergänger.

 

Man habe schon im Vorfeld Bedenken gehört wegen der landwirtschaftlichen Grundstücke, die bei einer Sperrung nicht mehr bewirtschaftet werden könnten. Dies betreffe auch die Weiden, Wiesen und den Wald. Man müsse die Dinge aber auch pragmatisch betrachten - vielleicht könnte man einem autofreien Wochenende nähertreten.

 

Der Vorsitzende erteilt sodann Herrn 1. Bürgermeister Joßberger das Wort, um die Sicht der Gemeinde Güntersleben vorzutragen.

 

Herr Joßberger bedankt sich sehr herzlich für die Einladung und stellt die Fraktionssprecher des Gemeinderats Güntersleben vor. Über die Information zur Umgehungsstraße durch 1. Bürgermeister Losert samt Planungsbüro in einer Sitzung des Günterslebener Gemeinderats sei man sehr froh gewesen, es sei immer gut, miteinander zu sprechen. Die Gemeinde Güntersleben habe volles Verständnis für die Rimparer Verkehrsproblematik, auch wenn aus Güntersleben teilweise Bedenken erhoben wurden, dass durch dieses Projekt das Verkehrsaufkommen in Güntersleben zunehmen könnte. Das sei aber keinesfalls ein Grund, dagegen zu sein. Letztlich seien nur Bedenken, aber keine Ablehnung geäußert worden.

 

Das heutige Thema sei für alle Beteiligten sehr wichtig, und man habe ein gemeinsames Ziel: Es gelte, die Situation gemeinsam zu verbessern. Wie von 1. Bürgermeister Losert schon vorgetragen, sei die Problematik nicht neu, sondern schon seit Jahrzehnten in der Diskussion. Die damalige Aktion des Landkreises war wohl gut gemeint, aber schlecht gemacht, so wolle man das heute nicht mehr haben. Das könne nur in gemeinsamen Gesprächen funktionieren, also starte man nun einen neuen Anlauf.

 

Herr Joßberger geht sodann kurz auf die Verkehrssituation in Güntersleben ein, die sich „auch nicht ohne“, aber bei weitem nicht so dramatisch darstelle wie in Rimpar. Auch in Güntersleben habe man Verkehrszählungen durchgeführt und Gutachten erstellen lassen. Eine sehr hohe Verkehrsbelastung habe man in der Würzburger Straße ortseinwärts mit 7.670 Kfz/Tag. Am südlichen Ortseingang habe man 7.600 Fahrzeuge pro Tag gezählt. Die höchste Belastung jedoch sei in der Ortsmitte beim Zusammentreffen der Straßen zu verzeichnen. In Richtung Rimpar auf der WÜ 3 reduziere sich das Verkehrsaufkommen auf ca. 5.000 Kfz pro Tag. Auf der Ortsverbindung nach Thüngersheim zähle man 1.760 Kfz pro Tag. Auf Höhe des Sportgeländes zwischen Güntersleben und Gramschatz und mithin im weiteren Verlauf auf der Ochsengrundstraße bewegen sich täglich ca. 1.510 Kfz. Das Verkehrsaufkommen zwischen Güntersleben und Veitshöchheim sei in den letzten Jahren insgesamt deutlich gestiegen.

 

Gut 1.500 Kfz/Tag auf der Ochsengrundstraße -  dieses Sträßchen war nie für einen solchen Verkehr gedacht und geplant. Dort gebe es auch keinen Winterdienst. Dennoch solle es bei der Ortsverbindung Güntersleben-Gramschatz bleiben, die Straße an sich solle nicht angetastet werden.

 

Wie Beobachtung zeigen, steige das Verkehrsaufkommen frühmorgens und abends durch den Berufsverkehr stark an. Die Kfz-Kennzeichen belegen, dass man es weniger mit Würzburger Kraftfahrern und solchen aus Main-Spessart zu tun habe; man registriere überwiegend überörtliche Kennzeichen – SW, KG -, was eindeutig für Abkürzungsverkehr durch den Ochsengrund spreche. Ein weiteres Problem sei sehr schnelles und riskantes Fahren auf dieser schmalen Straße.

 

Auch wenn man durchaus Verständnis für einen gewissen Zeitgewinn durch Abkürzungen habe, widerspreche das letztlich den Interessen der Günterslebener Bevölkerung. Das Naherholungsgebiet im Ochsengrund solle jedenfalls für Familien, Senioren und Fahrradfahrer gefahrlos und unfallfrei genutzt werden können. Es gebe in der Region nicht so viele ebene Flächen für‘s Fahrradfahren, der Ochsengrund biete eine der wenigen Möglichkeiten. In Verbindung mit dem Walderlebniszentrum und dem Waldhaus Einsiedel habe der Ochsengrund eine sehr hohe Bedeutung als Naherholungsrevier für die gesamte Region.

 

Bezüglich der Neugestaltung des Freizeitplatzes im Ochsengrund habe man Wünsche vortragen können, die Kosten haben die Staatsforsten Arnstein übernommen. Davon profitierten die Gemeinden. Es sei ein schönes Gemeinschaftserlebnis gewesen, an diesem Wochenende eine verkehrsbefreite Straße nutzen zu können – man konnte ohne Angst vor Rasern wandern, skatern usw.

 

Die Staatsforsten Arnstein würden eine Verkehrsberuhigung ausdrücklich begrüßen, ebenso das Walderlebniszentrum wie wohl auch die Anwohner der Ochsengrundstraße in Gramschatz. Der überregionale Verkehr gehöre auf die hierfür gebauten und geeigneten Straßen und nicht auf ein besseres Waldsträßchen. Der Zweckverband Naherholung beabsichtige, eine Neuauflage der Wanderkarte herauszugeben. In diesem Zusammenhang sollte gemeinsam überlegt werden, wie wir als Gemeinden Rimpar und Güntersleben die Situation für die Bürger, insbesondere für Familien mit Kindern, verbessern können.

 

1. Bürgermeister Losert dankt seinem Amtskollegen und legt eine Übersichtskarte auf. Es sei deutlich gesagt worden, dass das Verkehsaufkommen aus Richtung Veitshöchheim zugenommen habe. Das Aufkommen Güntersleben-Rimpar sei dagegen wohl in etwa konstant geblieben. Wo fließe der zunehmende Verkehr dann hin? Offensichtlich über die Ochsengrundstraße.

 

Er wolle aber auf ein anderes Problem hinaus. Wenn man diese Straße schließe, verlagere sich das Verkehrsaufkommen auf die WÜ 3 Richtung Rimpar und „schlage dann“ voll in Rimpar auf dem Marktplatz auf.

 

Das Ratsmitglied Wolfgang Laug erscheint zur Sitzung (20.55 Uhr).

 

Herr Joßberger wiederholt, dass der überregionale Verkehr woanders hingehöre. Es gehe darum zu überlegen, wie man das erreichen könne. In Güntersleben wolle man keinesfalls eine Sperrung der Ochsengrundstraße unter der Woche, sondern höchstens am Wochenende.

 

Ratsmitglied Schneider fühlt sich als Rimparer zunächt nicht betroffen. Man spreche von rd. 1.500 Fahrzeugen überwiegend frühmorgens und abends, was eindeutig für Pendelverkehr spreche. Wie verhalte sich das am Wochenende?

 

Herr Joßberger meint, dass man lediglich an zwei Tagen gezählt habe.

 

Man rede, so Ratsmitglied Schneider, faktisch von den Wochenenden. Er sei auf jeden Fall der Meinung, das an den Wochenenden so zu praktizieren, weil es sich um ein Naherholungsgebiet handle, dem gerade an den Wochenenden eine hohe Bedeutung zukomme. Man müsse schließlich bedenken, dass die Gramschatzer unter der Woche zur Arbeit fahren, und wenn sie dazu nach Veitshöchheim müssten, hätten sie einen riesen Umweg,

 

Das wolle man in Güntersleben auch nicht, so Herr Joßberger.

 

Ratsmitglied Wetzel dankt der Abordnung aus Güntersleben und kommt auf einige erwähnte Fakten zu sprechen. 1.500 Fahrzeuge – soviele Gramschatzer Bürger gebe es gar nicht. Es gehe immer nur um einen Haushalt, der den Ochsengrund mehrmals passiere, wenn beispielsweise Kinder zur Schule gefahren oder abgeholt werden oder Kinder in Güntersleben Tischtennis spielen. Die Einwohnerzahl von Gramschatz habe mit den Fahrzeugbewegungen im Ochsengrund sicher überhaupt nichts zu tun. Abgefahrene Fahrzeugspiegel habe er im Ochsengrund noch keinen einzigen liegen gesehen. Auch tödliche Unfälle seien dort nicht zu verzeichnen. Er sehe die größte Gefahr im Ochsengrund vielmehr in den landwirtschaftlichen LKW oder den Großtraktoren, die dort aufgrund Sperrung nicht fahren dürften, es aber trotzdem tun. Eine weitere Gefährdung gehe ohne Frage auch auf den miserablen Straßenzustand zurück; vor allem die Bankette seien total desolat und sollten instandgesetzt werden. Bei einer Sperrung sei mit einer breiten Widerstandsfront in Gramschatz zu rechnen. Für‘s Fahrradfahren gebe es in der Gramschatzer Umgebung weitaus bessere Reviere und Möglichkeiten, z.B. im Bereich Fährbrück. Man müsse jedenfalls mit Augenmaß handeln und auch die Gramschatzer Gewerbetreibenden und solche Personen, die in Veitshöchheim arbeiten, berücksichtigen. Einer zweimaligen Sperrung im Jahr anlässlich eines autofreien Sonntags werde sich wohl niemand verweigern. Aber bei einer dramatischen Einschränkung der Handlungs- und Bewegungsfreiheit sei mit großem Widerstand aus Gramschatz zu rechnen.

 

Ratsmitglied Weßner bezeichnet sich auch als starker Nutzer der Straße auf dem Weg nach Veitshöchheim. Er könne bestätigen, dass dies eine Rennstrecke sei. Sehr viele Kraftfahrer mit den Kennzeichen SW, MSP und KG seien darunter. Wenn man sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit halte, werde man ständig überholt! Die Ränder seien wirklich stark beschädigt und kaputt. Allerdings sollte man mit dem Ausbau der Seitenstreifen vorsichtig sein, das könne noch mehr Verkehr anziehen. Für Kinder sei das Fahrradfahren in diesem Bereich fast schon lebensgefährlich. Dennoch müsse man die berufliche Nutzung sehen, und im Übrigen werde die Strecke auch im „Navi“ angezeigt. Er persönlich finde eine Wochenend-Sperrung toll, da er dieses Revier auch als Freizeitbereich nutze. Den Anwohnern würde das sicher auch guttun. Anreiz und gleichzeitig Bitte sei, innerhalb des Ochsengrundes zu „blitzen“, vor allem nach dem Waldende in Richtung Güntersleben - das sei geradezu eine „Beschleunigungskurve“, wo manchmal weit über 100 km/h gefahren werde.

 

1. Bürgermeister Losert wendet ein, dass man den fließenden Verkehr nur innerhalb geschlossener Ortschaften überwachen dürfe, ansonsten sei ein Antrag bei der Polizei für eine Messstelle vonnöten. Eine nur punktuelle Messung „alle paar Jahre lang“ bringe aber wohl nicht viel.

 

Herr Joßberger konstatiert, dass man an den verschiedenen Beiträgen die unterschiedlichen Sichtweisen sehe. Also sei es vernünftig, sich auszutauschen. Man wolle keinesfalls eine drastische Einschränkung des Verkehrs für die Günterslebener und Gramschatzer. Schon gar nicht sei daran gelegen, eine breite Widerstandsfront in Gramschatz zu provozieren. Man wolle ja nichts verschlechtern, insbesondere nicht den Gramschatzern, die nach Güntersleben wollen, die Verbindung wegnehmen; vielmehr solle vor dem Hintergrund des Naherholungsgedankens die Situation verbessert werden. Bezüglich Todesfälle sei nur ein Fall bekannt, den man aber nicht hochstilisieren dürfe. Die Befahrung der Strecke durch LKW und landwirtschaftliche Großfahrzeuge treffe zu, aber es gebe halt Erntezeiten. Da gehöre die Ochsengrundstraße einfach dazu, dass müssten auch die Günterslebener aushalten; das sei in seinem Gemeinderat auch schon Thema gewesen. Was den miserablen Straßenzustand angehe, seien teilweise auch die Staatsforsten Arnstein zuständig. Bisher bestand immer Einigkeit, keine Verbesserung vorzunehmen, insbesondere keine Verbreiterung. Die bestehende Breite müsste für den nachbarschaftlichen Verkehr ausreichen. Und je schöner die Seitenbankette ausgeformt seien, desto schneller werde gerast. Dies alles könne nicht im Interesse der beiden Gemeinden und der Bürgerschaft sein.

 

1. Bürgermeister Losert fasst bisher zusammen, dass beide Gemeinden den „kleinen Grenzverkehr“ beibehalten wollen.

 

Frau Kuhn aus Güntersleben bezeichnet es als gut, dass die Straße so schmal sei. Im Waldbereich sei eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h angebracht, vor- und nachher wären 70 km/h in Ordnung und vertretbar. Sie fahre selbst auch häufiger von Güntersleben nach Gramschatz, um auf die Autobahn zu kommen. Es sollte nach wie vor eine Ortsverbindungsstraße sein. Schade sei in der Tat, dass man hier vor der Haustür so ein tolles Naherholungsgebiet habe, das man umständehalber so wenig nutzen könne. Zu erwähnen sei noch, dass es auf der Straße viel Wildwechsel gebe; insbesondere viele Rehe seien dort unterwegs.

 

Man diskutiere, so Ratsmitglied Meißner, wohl ein wenig am eigentlichen Problem vorbei. Problematisch seien doch die überörtlichen Fremdfahrzeuge, um diese Abkürzungsfahrer sollte es doch primär gehen. Bei der Straßenbenutzung durch Günterslebener und Gramschatzer Kraftfahrern handle es sich doch um ganz normalen „kleinen Grenzverkehr“. Er stimme zu, dass eine Verbesserung der Straße unterbleiben sollte; eine – nach wie vor – unattraktive Gestaltung könnte dazu führen, dass Auswärtige draußen bleiben oder die Straße jedenfalls in geringerem Umfang nutzen.

 

Eine radikale Lösung wäre, so Herr Joßberger, die Straße nur für Berechtigte freizugeben, z.B. für das Jägerhaus. Die Genehmigung sollte die Gemeinde ausstellen. Das sollte man vielleicht auf breiter Ebene diskutieren.

 

Ratsmitglied Schneider bezeichnet diese Idee als ganz hervorragend, soweit sie technisch, politisch und auch rechtlich machbar sei. Das Beispiel Jägerhaus gefalle ihm gut. Dadurch könne man wohl bestimmt ein Drittel des Verkehrs eliminieren – diese Lösung liege quasi auf der Hand.

 

Herr Joßberger möchte diesen Vorschlag weiter im Raum stehen lassen.

 

Ratsmitglied Wetzel bezeichnet sich als Faktenmensch. Nach dem gerade gehörten Vorschlag gehe es um Förster und Landwirte. Und die Straße nach Thüngersheim mit 1.700 Kfz/Tag: Solle die dann ebenfalls gesperrt werden? Geschwindigkeiten könne man auch ohne zu blitzen einmal messen. Motorradfahrer sehe er nur wenige auf der Strecke, aber mit 100 km/h überholen? Man müsse sich von beiden Seiten annähern; bis zum Wald und nach dem Wald dürfe man 70 km/h fahren, im Waldbereich dagegen 50 km/h, wie vorhin schon angesprochen. Vielleicht könne man den Autofahrern doch zu mehr Vernunft verhelfen. Mit einer generellen Sperrung am Wochenende tue man sich aber bestimmt keinen Gefallen.

 

1. Bürgermeister Losert fasst abschließend die Diskussion wie folgt zusammen:

Beide Gemeinden wollen am sog. „Kleinen Grenzverkehr“ festhalten. Es gehe nicht um eine Gesamtsperrung, sondern um den Sicherheitsaspekt und Naherholungsgedanken. Sinnvoll sei weiterhin ein Runder Tisch unter Beteiligung der beiden Bürgermeister, von Vertretern jeder Fraktion, der Polizei, des Landratsamtes und der Staatsforsten. Über in dieser Runde erarbeitete Vorschläge hätten die beiden Gemeinderäte zu entscheiden. Ein solcher gemeinsamer Termin wird vom Markt Rimpar vorbereitet und organisiert.

 

1. Bürgermeister Joßberger bedankt sich für den fruchtbaren Gedankenaustausch. Gemeinsam werde man eine nachhaltige Verbesserung erzielen.