Der Vorsitzende
verweist auf die bekannte Vorgeschichte und den kürzlichen Dialog mit den
Bewohnern des Scheuerbergs, an dem auch Herr Nuber teilgenommen und die
Situation dargestellt habe. Im Nachgang sei durch die Verwaltung ein Vorschlag
gemacht worden, der vom Büro Maier geprüft und bei Dr. Fuchs im Straßenbauamt
erörtert wurde. Auslöser war eine Verkündung des Landrats am Montag im Kreistag,
dass die Unterlagen für die Westtrasse für die Planfeststellung vorgeprüft und
vom Landrat zu unterschreiben seien, damit das Verfahren eröffnet werden könne,
d.h. für jeden bestehe die Möglichkeit, Bedenken vorzutragen. Eine
Verbesserung, die man habe prüfen lassen, könnte im Verfahren über die
Einwendungen und Anregungen weiter betrachtet werden. Das bedeute die Verlegung
der Trasse hinter die Häuser der Beamtensiedlung, das könne man im Verfahren
über eine sog. Tektur nachbessern. Der Antrag der Interessengemeinschaft auf
eine weiträumige Lösung wäre sowohl nach Feststellung des Planungsbüros als
auch des Straßenbauamts keine zielführende Planung und würde von den Behörden
auch nicht gefördert werden, d.h. eine solche Maßnahme stehe für Rimpar nicht
an. Die vorgeschlagene Variante hinter der Beamtensiedlung sei eine
konsensfähige Lösung und sei durch eine nachträgliche Tektur auch möglich.
Ansonsten werde die Planfeststellungsbehörde die Planung feststellen und zum
Baurecht führen. So seien die Aussichten und die Aussagen der Behörden, dass
man mit dieser Konstellation ins Verfahren gehen könnte, damit alle Beteiligten
die Sache bewerten können. Der Landrat wolle eine Erklärung für das
Planfeststellungsverfahren haben, dann werde er das umgehend einleiten, das sei
der Hintergrund für diesen Tagesordnungspunkt. Die Erklärung werde deshalb
empfohlen, weil niemand ausgeschlossen werde und sich jeder im Verfahren äußern
könne.
Ratsmitglied Weßner
fühlt sich überrumpelt. Es falle ihm schwer, in das Planfeststellungsverfahren
zu gehen, da für ihn mögliche Verbesserungen noch offen seien. Anhand der
Minimallösung werden alle Gutachten und Planungen gemacht. Ihm fehle noch die
Substanz.
1. Bürgermeister
Losert erklärt, dass man seit 2001 über eine Umgehungsstraße diskutiere. Für
rd. 1 Mio. Euro habe man rings um Rimpar herum Untersuchungen durchführen
lassen. Es sei nun alles untersucht, und man habe sich seinerzeit auch der
Bürgerinitiative gegen die B 26 n angeschlossen. Ein Planfeststellungsverfahren
habe nichts mit Glück oder Ungemach zu tun, es würden hier alle Fakten und
Eingaben bewertet, so dass jederzeit eine Nachbesserung möglich sei. Er sehe deshalb
keinen Grund, nicht ins Verfahren einzusteigen.
Ratsmitglied
Weidner bestätigt, ausführliche und umfassende Informationen bekommen zu haben.
Der Ziel- und Quellverkehr sei detailliert untersucht worden. Mindestens drei
außerordentliche Ortsbegehungen hätten stattgefunden. Bei Besichtigungen vor
Ort sei von 36 Mio. Euro die Rede gewesen, und genau an diesem Punkt habe man
sich „verharkt“. Man bekomme die Ortsumgehung über die B 26 n nicht. Der
Südkorridor löse die Probleme der Gemeinde überhaupt nicht. Man brauche eine
wirksame Ortsumgehung, die die Lasten der Bürger insgesamt reduziere. Genau
dahin müsse man sich vorantasten, und das tue man jetzt. Und wenn man mit einer
Idee ins Verfahren hineingehe, heiße das noch nicht, dass man mit genau dieser
Idee aus dem Verfahren auch wieder herauskomme. In der Planfeststellung würden
vielmehr alle möglichen Alternativen untersucht, und man wolle schließlich
einen breiten Bürgerdialog. In der Planfeststellung bestehe deshalb eine sehr
gute Möglichkeit der Bürgerbeteiligung. Das sei heute der richtige Zeitpunkt
dafür.
Ratsmitglied Schmid
erwähnt einen der ersten Beschlüsse seiner Amtszeit als Gemeinderatsmitglied,
als es um eine Umgehung zwischen Maidbronn und Rimpar durch das Pleichachtal
ging; dies habe keine Mehrheit gefunden, es kam zum Stimmenpatt. Dann habe man
in der Folgezeit begonnen, Alternativen zu suchen, um den Verkehr in Maidbronn
und in Rimpar in der Niederhofer- und Günterslebener Straße zu reduzieren. Nach
dieser langen Zeit sehe er sich verpflichtet, für die anwohnenden Bürger eine
Entlastung zu schaffen. Die SPD-Fraktion sei der Ansicht, dass man sich eine
Riesenchance vergebe, wenn man nicht jetzt in die Planfeststellung gehe. Nach
den vom Vorsitzenden geführten Gesprächen könne man mit einer hohen
Bezuschussung rechnen. Und ohne eine solche seien die Kosten von der Gemeinde
nie und nimmer zu stemmen. Und dann sei die Straße gestorben. Wenn also die Zuschüsse
weg sind, müssten die Betreffenden wissen, dass dann die Straße erledigt sei
und Erleichterungen für die Zukunft passé seien. Natürlich müsste eine zusätzliche
Belastung für die Bewohner des Scheuerbergs gegen Null gehen oder dürfte
höchstens gering ausfallen. Die Fraktion sehe dies dadurch möglich, dass die
Straße weiter nach oben verlegt werde und aus dem Blickfeld verschwinde. Die Sichtbedingungen
für den Scheuerberg bestehen bisher nur aus dem Pleichachtal und grünen Wiesen,
künftig habe man halt eine Brücke vor Augen, die sich herüberziehe. Aber da gebe
es bauliche Möglichkeiten, wie man an den Lärmschutzmaßnahmen an der A 70 sehen
könne. Die SPD-Fraktion plädiere jedenfalls für die Planfeststellung, denn man müsse
jetzt endlich weiterkommen, man habe nun viele Jahre lang überlegt und geplant.
Das Verfahren biete die Möglichkeit, die kritischen Punkte noch einmal
abzuwägen und zu diskutieren. Man baue die Straße für die nächsten 100 Jahre,
und man müsse jetzt endlich ins Verfahren gehen.
Ratsmitglied Pototzky
kann nicht ausschließen, dass diese Ausführungen ein wenig Verständnis bei den heute
anwesenden Anwohnern geweckt haben. Draußen werde das aber sicher anders
verstanden. Gerade jetzt sei ein Dialog mit den Betroffenen im Gange, und
ausgerechnet in diesem Moment soll das Planfeststellungsverfahren eingeleitet
werden; das könne nur so verstanden werden, dass man schon einmal die Bagger
anrollen lasse. Das sei ein sehr schlechtes, geradezu verheerendes Signal an
die Bürger, und die IGU sei deshalb zu diesem Zeitpunkt dagegen.
1. Bürgermeister
Losert widerspricht dem; mit dem Planfeststellungsverfahren werde noch keine
Baustelle geschaffen. Das sei ein reines Planungsverfahren, und es rollen auch
noch keine Bagger an.
Ratsmitglied Weidner
meint, dass an diesem Punkt jetzt wohl die Einigkeit in der Verkehrsdiskussion
ende. Die Planfeststellung sei ein Angebot zum Dialog, in dem man die beste
Lösung finden könne. Die Rahmenbedingungen seien besprochen worden. In
Ergänzung zu Ratskollege Schmid stelle sich beispielsweise bei Baugebieten
immer die Frage nach der Weiterentwicklung für die Gemeinde. Und diese Frage
beantworte man jetzt mit der Umgehung und Planfeststellung. In Randersacker und
Biebelried sei das auch gelungen, in diesen Gemeinden gebe es viele Gewinner
durch die Umgehung. In diesem Sinne wolle man das verstanden wissen.
Ratsmitglied Wetzel
würde sich auch wünschen, wenn die Brücke 100 Jahre oder gar länger halte. Doch
eine Brücke müsse auch recht bald wieder saniert werden. Dennoch sollte man
heute „einen Pfahl einschlagen“ und jetzt ins Verfahren gehen, auch wenn in der
CSU der Aspekt der Bürgerbeteiligung durchaus kritisch hinterfragt wurde. Wenn
man jetzt mit der Westtrasse einsteige, sei noch nichts beschlossen und man
vergebe sich nichts, vor allem rollen noch keine Bagger an. Das Verfahren sei
ja Ansatzpunkt für eine Bürgerbeteiligung, weil jeder das Recht habe, seine
Ideen oder auch seinen Widerspruch einzubringen, und kein einziger Einwand
könne hier übergangen werden. Sonst bestehe für die Bürger keine Möglichkeit
der Beteiligung. Nach einem zwanzigjährigen Vorlauf komme man nun endlich
einmal weiter. Wegen möglicher Alternativen könne sich jeder Bürger einbringen.
Bei der Planfeststellung sei ja eine möglichst große Bürgerbeteiligung
wünschenswert, und jetzt bestehe die Möglichkeit dazu. Wenn man alternativ auf
die nächsten Jahre warte, wäre man an genau dem gleichen Punkt. Jetzt dagegen
sei ein guter Zeitpunkt, ergebnisoffen in die Planfeststellung einzusteigen.
Jeden werde man nicht glücklich machen können, aber man müsse den bestmöglichen
Kompromiss erzielen, und genau dafür seien ja die Fachplaner da.
1. Bürgermeister
Losert ergänzt, dass es im Planfeststellungsverfahren einen öffentlichen
Anhörungstermin gebe, den die Regierung zu gegebener Zeit in Rimpar
veranstalten werde.
Zusätzlich zu
diesem amtlichen Erörterungstermin werde es, wie mit Fachbehörden und
Planungsbüro abgesprochen und auch im Bürgerdialog versprochen, eine
Bürgerversammlung geben, aber nicht nur die reguläre im Januar, sondern eine
eigene Bürgerversammlung, bei der jeder die Gelegenheit zur Wortmeldung bekomme.
Diese Bürgerversammlung werde selbstverständlich rechtzeitig vorher
angekündigt. Also bitte er jetzt um Abstimmung bezüglich der Erklärung.
Ratsmitglied Bötsch
bekräftigt, immer für die Umgehung gestimmt zu haben, trotz Landverbrauch und
Naturzerstörung. Sehr schade sei, dass die Planfeststellung gerade jetzt zu
Beginn des Bürgerdialogs erfolgen solle. Es wäre gut gewesen, über Alternativen
hier im Gemeinderat nochmal informiert zu werden und zu sprechen. In der
letzten Sitzung sei das sehr schnell „übers Knie gebrochen worden“.
1. Bürgermeister
Losert hält es nicht für zielführend, noch einige Jahre lang zu reden. Bei
einer heutigen Beschlussfassung bekomme der Landrat morgen das Signal, und im
Übrigen bleibe man weiter im Dialog.
Beschluss:
Der Marktgemeinderat erklärt sich mit der Eröffnung des
Planfeststellungsverfahrens zur Westtrasse der Ortsumgehung Rimpar/Maidbronn einverstanden.