Beschluss: Beschlossen

Abstimmung: Ja: 17, Nein: 0

1. Bürgermeister Losert interpretiert die Expertise, die ihm Ratsmitglied Pototzky übermittelt hat. Danach wird in der Praxis Tempo 30 rege diskutiert und dennoch ist dies ein zu wenig erforschter Aspekt in der Verkehrswissenschaft. Vorhandene Regelungen werden selten evaluiert und es gibt keine Qualitätsstandards für Begleituntersuchungen. Gleichzeitig ist das Thema sehr dynamisch, es kommen praktisch täglich neue Erkenntnisse hinzu.

 

Nach jetziger Erkenntnislage haben die bestehenden Tempo-30-Regelungen an Hauptverkehrsstraßen überwiegend positive Wirkungen. Den vorliegenden Begleituntersuchungen zufolge, gibt es in den meisten Fällen Gewinne bei Verkehrssicherheit, Lärm- und Luftschadstoffminderung und bei den Aufenthaltsqualitäten – gleichzeitig wird die Auto-Mobilität nicht übermäßig eingeschränkt.

 

Es gibt also gute Gründe, Tempo 30 an weiteren Hauptverkehrsstraßen einzuführen. Dabei muss im Einzelfall geprüft werden, ob mögliche Nachteile am Ort der Anordnung (z. B. Verträglichkeit mit einer vorhandenen Grünen Welle, ÖPNV-Beeinträchtigung) oder an anderer Stelle (Schleichverkehre im untergeordneten Netz) entstehen können. Empfehlenswert sind in jedem Fall empirische Begleituntersuchungen, die weitere Erkenntnisse zu diesem zunehmend wichtigen Instrument der Verkehrsplanung liefern.

 

Über die fachlichen Wirkungsuntersuchungen und die rechtlichen Anpassungen hinaus, erfordert das Thema aber auch eine breite gesellschaftliche Diskussion. Die These „Geschwindigkeit macht (vielen Menschen) Spaß“ der Schweizerischen Verkehrsingenieure SVI gilt auch in Deutschland. Diese These erfordert eine weitgehende Diskussion zum Thema „Stadtverträgliche Geschwindigkeiten“. Dies lässt zumindest die Diskussion in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vermuten, in denen ebenfalls über viele Jahre sehr kontrovers über die Einführung von Tempo-30-Zonen in Wohngebieten diskutiert und ihre Wirkungen bezweifelt wurde. Auch die Tempo-30-Zonen wurden anfangs sehr häufig missachtet – inzwischen ist dies kein Problem mehr, weil sich im Laufe der Zeit ein gesellschaftlicher Konsens zu den Vorteilen von niedrigeren Geschwindigkeiten in Wohngebieten gebildet hat.

 

Der Vorsitzende führt weiter aus, dass er in einem Selbstversuch die Niederhofer- und Austraße mit 30 km/h und 50 km/h gefahren sei und der Zeitunterschied bei einer Strecke von 2,4 km lediglich bei knapp 2 Minuten lag. Für die Durchgangsstraße in Maidbronn bedeutet dies bei einer Strecke von ca. 700 m einen Zeitverlust von ca. 30 Sekunden. Weiter geht er auf die Übersicht ein, wonach bereits mehr als die Hälfte aller Straßen in Rimpar mit Ortsteilen auf 30 km/h reduziert wurde. Rechnet man die Kreis- und Staatsstraßen heraus, für die der Markt Rimpar keine Entscheidung treffen kann, ist der Anteil noch um ein vielfaches höher. Er stellt die Aussage in den Raum, dass die Gemeinde weiter für diese Durchgangsstraßen beim Landratsamt und Staatlichem Bauamt Anträge stellen kann mit dem bekannten Ergebnis, dass dies aus rechtlichen Gründen abgelehnt wird.

 

Zusammenfassend schlägt 1. Bürgermeister Losert vor, ein Pilotprojekt daraus zu machen mit Beteiligung der Bürgerschaft, Vertreter des Landratsamtes und der Polizei, mit dem Ziel, Tempo 30 auf allen Straßen Rimpars zu erreichen. Mit einem Pilotprojekt können strenge gesetzliche und rechtliche Vorgaben auch im Straßenverkehrsrecht durch einen erweiterten Ermessensspielraum evtl. erreicht werden.

 

Ratsmitglied Bieber erläutert, dass die Studie zu dem Ergebnis kommt, dass mit Tempo 30 kaum zeitliche Verzögerungen eintreten, die Schadstoffe und auch die Lärmbelästigung sich reduzieren, ein Gewöhnungseffekt mit der Zeit einsetzt und auch eine Akzeptanz in der Bürgerschaft stattfindet. Die Maßnahmen sollten mit einem Lärmaktionsplan verbunden werden, in dem auch eine Bürgerbefragung und Bürgerbeteiligung stattfindet.

 

Ratsmitglied Meißner ist ein glühender Verfechter von Tempo 30 und zwar dort, wo es sinnvoll ist. Der Schulweg in Maidbronn ist nach Aussage des Landratsamtes der zweitgefährlichste im Landkreis Würzburg. Die Freigabe der Straße nach Versbach hat für Maidbronn keine Entlastung gebracht, dies bestätigen auch die zahlreichen Schülerlotsen. Diese teilten ihm mit, dass sie die Aufhebung von Tempo 30 in der Maidbronner Straße nicht akzeptieren wollen. Sollte nach den Sommerferien nicht wieder Tempo 30 angeordnet sein, werden die Schülerlotsen geschlossen ihr Amt niederlegen. Die Maidbronner werden dann ihre Autos dort parken, um eine Geschwindigkeitsreduzierung zu erreichen.

 

Auch Ratsmitglied Weidner will sich für ein Tempo 30 bei der Durchgangsstraße in Maidbronn einsetzen. Der Lärmaktionsplan sollte zügig angegangen werden, um wie in Würzburg in einigen Straßen bereits realisiert, Tempo 30 wegen Lärm anzuordnen. Er spricht sich ebenfalls für ein Pilotprojekt aus.

 

1. Bürgermeister Losert bietet an, ein Angebot für einen Lärmaktionsplan einzuholen und schlägt vor, mit einem Schreiben an das Landratsamt und Staatlichem Bauamt ein Pilotprojekt einzufordern mit den genannten Zielen.


Beschluss:

Der Markt Rimpar beantragt als Pilotprojekt beim Landratsamt Würzburg sowie beim Staatlichen Bauamt Würzburg, sämtliche Straßen des Marktes Rimpar auf Tempo 30 zu reduzieren. Als Grundlage soll ein Lärmaktionsplan erstellt werden. Der Vorsitzende wird beauftragt, hierfür ein Angebot einzuholen.