Beschluss: Beschlossen

Abstimmung: Ja: 10, Nein: 8

Aufgrund der Einführung des 365-Euro-Tickets VVM (Netzkarte) übernimmt das Sachgebiet Schulwegkostenfreiheit nicht nur Schulfahrten, sondern auch Fahrten in der Freizeit. Deshalb ist geplant, dass selbstzahlende Schüler/innen und Azubis aus dem Landkreis Würzburg das 365-Euro-Ticket VVM zu einem vergünstigten Preis erhalten. Dabei bezuschusst die Wohnortgemeinde und das KU das Ticket mit jeweils 100 Euro, so dass nur noch eine Eigenbeteiligung von 165 Euro pro Person zu tragen ist.

 

Ziel der Maßnahme besteht darin, die ÖPNV-Nutzerquote im Selbstzahlerbereich der Schüler/innen und Azubis dauerhaft zu steigern und somit gerade die Jugendlichen länger an den ÖPNV zu binden. Zusätzlich wird die preisliche Differenz zwischen Semesterticket (aktuell: 156 Euro/Jahr) und 365-Euro-Ticket VVM (geplant: 165 Euro/Jahr) minimiert. Die ÖPNV-Kosten für Studenten, Schüler/innen und Azubis sind dadurch nahezu identisch und die derzeit bestehende Ungleichheit wird eliminiert.

 

Da das Ticket vom Landkreis Würzburg bezuschusst wird, ist der Erwerb ausschließlich in der APG, Juliuspromenade 40 – 44, 97070 Würzburg möglich.

 

Um den Gemeinden eine Einschätzung der auf sie zukommenden Kosten geben zu können, wurde die Verkaufsstatistik für den Landkreis Würzburg aus dem Jahr 2019 ausgewertet (Abb. 1). In dieser Auswertung ist jedoch nicht das Kostenverhältnis innerhalb der einzelnen Waben ersichtlich. Für eine differenzierte Aufschlüsselung der Kosten auf die Gemeinden wurde deshalb der Wohnort der aktuellen 10. Klässler/innen aus der Schulwegkostenfreiheit betrachtet und ins Verhältnis gesetzt. Der daraus resultierende Schlüssel wurde anschließend der Verkaufsstatistik zu Grunde gelegt. Hintergrund ist, dass für diese Schüler/innen im nächsten Schuljahr voraussichtlich kein Anspruch auf kostenfreie Beförderung besteht. Sie machen deshalb einen Großteil der potentiellen Kunden aus.

 

Fraglich bleibt, wie viele Schüler/innen im Schuljahr 2021/2022 tatsächlich ein Ticket erwerben und wie viele Neukunden durch den attraktiven Preis generiert werden. Außerdem ist zu beachten, dass der zu Grunde gelegte Schlüssel lediglich Schüler/innen berücksichtigt, die aktuell einen Anspruch auf Schulwegkostenfreiheit haben. Gemeinden, in denen viele Schüler/innen wohnen, die nicht die nächstgelegene Schule besuchen oder deren Schulweg kürzer als 3 km ist, sollten berücksichtigen, dass diese Schüler/innen nicht in dem Berechnungsschlüssel inbegriffen sind. Gerade bei dieser Personengruppe besteht jedoch großes Kaufpotential, so dass sich die Kosten dementsprechend anders verteilen könnten. Um wie viele zusätzliche Kunden es sich hierbei handelt, kann von der APG nicht eingeschätzt werden. Bei den unten dargestellten Kosten handelt es sich deshalb lediglich um eine Annäherung.

 

Textfeld: 7,69 %Bürgermeister Weidner verweist darauf, dass es sich hierbei um eine weitere freiwillige Leistung der Marktgemeinde handelt. Der Marktgemeinderat hat sich bei der Aufstellung des Haushaltsplanes für 2021 auf die Kern- und Pflichtaufgaben der Marktgemeinde konzentriert. Haushaltsmittel für weitere freiwillige Leistungen sind darin nicht vorgesehen. Er schlägt deshalb vor, den Tagesordnungspunkt in den Haushaltsberatungen im November zu legen, um dann zu beraten, inwieweit freiwillige Leistungen für das Haushaltsjahr 2022 möglich sind. Auch verweist er auf die bereits vorhandene Besserstellung durch die Einführung des 365-Euro-Tickets als dies vorher war.

 

Ratsmitglied Dr. Walter und Ratsmitglied Pototzky befürworten den Vertrag und die damit verbundene Bezuschussung, da eine gewisse Ungerechtigkeit zu den Studenten und geförderten Schülern ausgeglichen wird, da den jungen Leuten ein positives Signal gesendet wird, den ÖPNV zu nutzen, eine lenkende Wirkung eintritt, anstatt das Auto den ÖPNV zu nutzen. Auch dem Klima ist mit der Maßnahme weiter gedient, ebenso der Verkehrssicherheit. Sie würden gerne die Kämmerin beauftragen, nach einem Deckungsvorschlag zu suchen.

 

Ratsmitglied Schmid befürwortet grundsätzlich die Förderung und möchte, dass die Auszubildenden nicht schlechter gestellt werden als die Studenten. Allerdings beträgt die Ersparnis durch die Bezuschussung je Azubi 2.400 € im Jahr, so dass dann viele Auszubildende besser gestellt sein werden als so manche Rentner. Sogenannte Härtefälle kann es seiner Meinung nicht geben, da jeder Azubi bereits mit Einführung des 365-Euro-Ticket besser gestellt wurde als vorher.

 

Ratsmitglied Haase verweist darauf, dass heute keine Haushaltsberatungen stattfinden und dass die Mittel bei den Beratungen im November diesen Jahres für 2022 gerne bereitgestellt werden können. Die freiwillige Leistung ist schön und gut gemeint, aber für dieses Jahr nicht tragbar. Für den Rückgang der Fahrgäste im ÖPNV sieht sie nicht den Fahrpreis sondern die derzeitige Pandemie als Hauptgrund.

 

Ratsmitglied Schleich sieht die Marktgemeinde ebenfalls nicht in der Lage, diese zusätzliche freiwillige Leistung derzeit zu leisten und verweist auf die Belastung der Auszubildenden hin, die lediglich bei 1 € am Tag liegt.

 

Zur Gegenfinanzierung bzw. als Deckungsvorschlag für den Zuschuss schlägt Ratsmitglied May-Page vor, den im Haushalt geplanten stationären Blitzer nicht zu kaufen sondern zu mieten oder leasen, Ratsmitglied Schmid schlägt die nicht vollzogene Steigerung bei der Leistungsorientierten Bezahlung als Deckungsvorschlag vor.


Beschluss:

 

Der Marktgemeinderat stimmt dem Vertrag „365-€-Ticket“ mit dem Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg und der damit verbundenen Bezuschussung nicht zu.

 

Der Tagesordnungspunkt wird im November im Zuge der Haushaltsberatungen für das Haushaltsjahr 2022 erneut behandelt.