Beschluss: Beschlossen

Abstimmung: Ja: 21, Nein: 0

Wie die "Wälder von morgen" aussehen, entscheiden vor allem Klimawandel (und andere Veränderungen der Standortfaktoren, wie Emissionen, Grundwassersenkung etc.), Politik (was wird gefördert? was können wir uns leisten?) und Wirtschaft (welches Holz brauchen wir?). Doch ein anderer, eher unsichtbarer, Faktor ist oft entscheidend: die Jagd. Denn hohe Schalenwildbestände können zum "Minimumfaktor" im Wald werden - der Jäger entscheidet über die Höhe des Wildbestandes und damit über Struktur und Vielfalt der künftigen Wälder. Es ist daher eines der wichtigsten Themen der Jagd, weil es nicht nur relevant für Waldeigentümer ist, sondern auch von großer Bedeutung für Natur- und Ressourcenschutz ist, und daher auch für die Gesellschaft von steigendem Interesse.

 

Die Jagdpacht ist das zentrale jagdliche Rechtsgeschäft zwischen Verpächter und Pächter, welches beide im Regelfall über neun Jahre mit Rechten und Pflichten bindet. Sie hat weitreichende praktische Folgen für alle Fragen, die mit Wild im betreffenden Jagdbezirk zusammenhängen.

 

Die Regiejagd würde in erster Linie der von waldbaulichen Zielen dienen. Zusammen mit dem forstlichen Personal würde die Regiejagd vor allem von dem langjährig erfahrenen Pächter Thomas Schömig als Revierjäger betreut werden. Ergänzend dazu wird das als Anlage beigefügte Konzept zur Verfügung gestellt.

 

Beide Nutzungsarten, die situationsbezogen zu betrachten sind, haben Vor- und Nachteile.

 

Entscheidungsmatrix der Vor- und Nachteile der Eigenbejagung / Regiejagd zur Unterstützung der Entscheidungsfindung.

 

Vorteile der Regiejagd:

 

·         Selbstbestimmung des Eigenjagdbesitzers bezüglich der jagdlichen Ziele und der praktischen Jagdausübung, d.h. erhebliche Steuerungsmöglichkeiten

·         Flexibilität, insbesondere bezüglich der Mitjäger (keine gesetzlich vorgeschriebene Mindestzeit für die Bindung an einen Jäger; keine Problematik der Kündigung eines Pachtvertrages)

·         Direkte Steuerung der Jagdausübung, z.B. gezielte Bejagung an Schadensschwerpunkten oder vorgegebener zeitlicher Wechsel zwischen Jagdruhe und intensiver Bejagung

·         Jagdgelegenheit für ortsansässige Jäger mit „kleinem Geldbeutel“ (jagdsoziale Funktion); Verankerung und Wahrnehmung der Jagd in den örtlichen Strukturen

·         Minimierung der Konflikte mit anderen Landnutzern und der erholungssuchenden Bevölkerung

·         Vereinfachte Abschussplanung und Kontrolle des Abschussvollzugs

·         Rückwechsel zur Jagdverpachtung jederzeit möglich

·         Jagdpacht kann nur in der Gesamtheit an Dritte verpachtet werden, die Regiejagd lässt sich zeitlich und örtlich bedarfs- /verbissangemessen splitten

·         Kosten der Zäunung können bei angemessener Bejagung mittelfristig entfallen

·         Naturverjüngung und Waldumbau in der Fläche möglich

·         Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die PEFC-Zertifizierung als Grundlage der Bezuschussung nach Bundeswaldgesetz erhalten bleibt.

 

Nachteile der Regiejagd:

 

·         Erheblicher Zeit- und Organisationsaufwand, insbesondere in der Etablierungsphase

·         9 Jahre Verwaltungsaufwand

·         Schwierigkeit, einen kompetenten Jagdleiter zu gewinnen

·         Schwierigkeit, genügend interessierte, gute und zuverlässige Mitjäger zu finden

·         Wildschadensersatzanspruch gegenüber der Jagdgenossenschaft bzw. dem Eigenjagdbesitzer; keine Übertragung der Ersatzpflicht auf die Mitjäger

·         Einnahmen aus Jagdpacht kommen regelmäßig

 

Zusammenfassung:

 

Die Einnahmen aus der Jagdpacht und Regiejagd sind in etwa gleich (ca. 3.700 Euro p.a. bei 6,50 Euro/ha), höhere Zuschüsse sind zu erwarten bzw. die Sicherstellung der Zuschüsse durch Erhaltung der Zertifizierung nach PEFC und niedrigere Zaun- und Pflanzkosten ergeben in der Zusammenschau einen finanziellen Vorteil zugunsten der Regiejagd.

 

In der Marktgemeinderatssitzung betont Bürgermeister Weidner noch einmal, dass das wesentliche Element der Eigenjagd die Steuerungsmöglichkeit ist und die zeitliche Bindung an die getroffene Entscheidung. Die Jagd soll zukünftig „in erster Linie waldbaulichen Zielen dienen“. Ziel wird es sein, den Waldumbau auf „natürlichem Weg“ zu ermöglichen.

 

Zum Gutachten erklärt Bürgermeister Weidner, dass der Wildverbiss insgesamt zwar von eher untergeordneter Bedeutung ist, er kann aber insbesondere den jungen Eichen erheblich schaden. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten stuft den Rimparer Wald als hochwertig ein mit einer Vielfalt an Baumarten, die es zu erhalten gilt und eine Waldverjüngung notwendig macht. Dies auf natürlichem Weg zu erreichen, ist das Ziel des Revierjägers. Er plant und organisiert die Jagd wie z. B. Gesellschaftsjagden, an denen weitere Jäger aus der näheren Umgebung teilnehmen. Dies hat zum Vorteil, dass auch Jäger zum Zuge kommen, die bisher die hohen Ausgaben und die Risiken einer eigenen Pacht gescheut haben. Mögliche Schadensersatzansprüche von Landwirten richten sich ausschließlich an den Revierjäger. Bisher teilten sich die Pächter die Verantwortung.

 

Nach einer eingehenden und kontroversen Diskussion zu Detailfragen erläutert 1. Bürgermeister Weidner, dass heute lediglich die Grundsatzentscheidung ob Jagdpacht oder Eigenjagd künftig in Rimpar betrieben wird zu treffen ist. Wenn der Marktgemeinderat heute eine jagdpachtfähige Person ernennt, ist dieser für die Ausübung des Jagdrechts einschließlich des Jagdschutzes verantwortlich. Ein jährlicher Rechenschaftsbericht ist dem Marktgemeinderat vorzustellen.


Beschluss:

Der Markt Rimpar wird ab dem 01.04.2022 die Eigenjagd nicht erneut verpachten, sondern selbst bewirtschaften.

 

Nach Art. 7 Abs. 2 Bay.JG wird als jagdpachtfähige verantwortliche Person Herr Thomas Schömig, Maidbronner Str. 18, Rimpar benannt.

 

Der Regiejäger wird beauftragt die jagdlichen Ziele des Eigenjagdbesitzers Markt Rimpar umzusetzen, die Abschussverpflichtung gem. dem Verbissgutachten zu erfüllen, in dem er auf angepasste Wildbestände hinwirkt und die dazu nötigen Maßnahmen ergreift. Dazu wird er jährlich einen Rechenschaftsbericht im gemeindlichen Gremium vorstellen

 

Nach der Abstimmung bedankt sich Herr Schömig für das entgegengebrachte Vertrauen.