Sitzung: 30.11.2023 MGR/037/2023
Beschluss: Zur Kenntnis genommen
Bürgermeister
Weidner stimmt die Haushaltsberatungen mit einer Haushaltsrede an:
„Mich überkommt fast ein ungutes Gefühl als
einziges weißes Schaf in einer Herde von schwarzen Schafen wenn ich mich so im
Kreise der Kommunen umblicke. Ich verstehe allerdings die Vorgehensweise der
anderen Gremien sehr gut! Ich erläutere das jetzt:
Wir sind hier in einem Spannungsfeld, in dem uns
auf der einen Seite die Gemeindeordnung verpflichtet den Haushalt bis zum
30.11.2023 aufzustellen. Auf der anderen Seite haben wir gerade während der
Haushaltsberatungen Sachverhalte zur Kenntnis nehmen müssen, die die Zukunft
des Haushaltes des Marktes Rimpar mehr noch als sonst ungewiss erscheinen
lassen. Dazu mein bewährter Klassiker von Berthold Brecht aus der
Dreigroschenoper, dort von Mecki Messer verkündet: Ja, mach nur einen Plan! Sei
nur ein großes Licht! Und mach dann noch‘nen zweiten Plan, Gehen tun sie beide
nicht.
Und so haben wir uns jetzt erst am Montag,
27.11.2023 in der Runde der Fraktionsvorsitzenden über ein Abbruchszenario
unterhalten, ja die Verabschiedung des Haushalts in der heutigen Sitzung stand
auf der Kippe. Ursache sind Erkenntnisse aus der Kämmerertagung vom 22.11.2023,
die uns die Kämmerin in der FV-Sitzung am 27.11.2023 vorgetragen hat. Der bay.
Gemeindetag weist auf die gestiegenen Risiken für kommunale Haushalte hin:
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Ukrainekrieg – geopolitische Lage – Flüchtlingskrise
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Wirtschaftliche Entwicklung: Konjunktur – Inflation – steigende Zinsen
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Entwicklung der kommunalen Steuereinnahmen
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Tarifabschluss
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Zunehmende Kommunalisierung von Sozialleistungen
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Kosten aus Bildung – Kinderbetreuung – Ganztagsbetreuung Grundschule
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Investitionsstau der Kommune und anstehende Zukunftsinvestitionen zum Begegnen
der Klimakrise
Als Folge beschreibt der bay. Gemeindetag Probleme
einen genehmigungsfähigen Haushalt aufzustellen:
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Ein Abnehmen der Investitionsfähigkeit
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Sinkende Spielräume für freiwillige Aufgaben
-
Und: es besteht kein Spielraum für neue Aufgaben.
Die
Forderung des bay. Gemeindetags lautet daher:
Kommunen brauchen verlässliche, langfristig
tragfähige Lösungen, die von Bund und Ländern nicht jedes Jahr neu verhandelt
werden müssen. Das kann ich nur unterstreichen. Dazu passend schreibt die
Main-Post heute morgen: Das Geld wird auch in Bayern knapp Die gute Nachricht
laut Finanzminister Füracker: Die Behauptung, auch wir hätten
Kreditermächtigungen übertragen ist schlicht falsch. Das Urteil der Karlsruher
Richter und die Haushaltskrise im Bund hat keine unmittelbaren Auswirkungen auf
den bayerischen Staatshaushalt – weder im Jahr 2023 noch in den Folgejahren.
Und: Weitere rund 20 Mrd. Euro gehen an die Kommunen, aber auch: Neue
Spielräume gibt es nicht. Und erst gestern war in der Main-Post zu lesen, dass
Kanzler Olaf Scholz das Land bei der künftigen Finanzplanung im Unklaren lässt:
seine Möglichkeiten sind
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Steuern erhöhen
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Ausgaben kürzen
-
Teure Prestigeobjekte verschieben
Das ist offen geblieben, die Main-Post titelt von
einer Nichtregierungserklärung.
Wir haben nichtdestotrotz heute die Aufgabe, unter
diesen Rahmenbedingungen für den Markt Rimpar über den Haushaltsplan 2024, den
Finanzplan 2023 – 2027 und über den Satzungsbeschluss für die Haushaltsplanung
2024 zu entscheiden; später im nichtöffentlichen Teil entscheiden wir noch den
Stellenplan.
Wir legen fest, ob wir heute einen Plan
verabschieden, im klaren Bewusstsein der Unsicherheiten. Und in diesem Sinne
haben wir uns am Montag, 27.11.2023 bei den Fraktionsvorsitzenden auch
verständigt.
Auf dem Weg hierher haben wir am 09.11.2023 im
Hauptausschuss den Verwaltungshaushalt beraten, wir schaffen eine stabile
Zuführung in Höhe von 1.864.698 Euro zum Vermögenshaushalt, sehr deutlich über
der vorgeschriebenen Mindestzuführung von ca. 990 TEUR. Wir haben sogar für die
Kreisumlage eine Steigerung von 3,6 auf 3,71 Mio. Euro vorgesehen; und die
Schlüsselzuweisungen mit 1.610.000 Euro genau auf dem Ergebnis 2022 von
1.609.860 Euro angesetzt. Wir müssen diese Posten im Auge behalten, das ist uns
bewusst. Genauso müssen die geplanten Einnahmen aus Abschlagzahlung
Schulhausverkauf mit 2,0 Mio. Euro und Verbesserungsbeitrag mit 800 TEUR auch
fließen. Und bis dahin ist bei der Haushaltsausführung auch im
Verwaltungshaushalt äußerte Vorsicht walten zu lassen. Erst nach Festsetzung
der Kreisumlage (meine lieben Kreisräte, wir haben hier nur minimale Spielräume
für Erhöhung und bitten um äußerste Sparsamkeit im Kreishaushalt
(Vorgehensweise bitte wie beim Kanzler: Ausgaben kürzen und teure Prestigeobjekte
verschieben) Und nach Festlegung der Schlüsselzuweisung sowie nach Geldeingang
für Schulverkauf und Verbesserungsbeitrag können wir uns in diesem Plan
sicherer fühlen.
Ganz anders hingegen der Vermögenshaushalt. Wir
hatten uns ja am 22.05.2023 im Ältestenrat auf ein Verfahren zu den
Haushaltsberatungen verabredet. Wir haben in der Folge alle Einrichtungen
aufgefordert, bis Ende Juni 2023 ihre Haushaltsansätze für 2024 bei der
Kämmerei vorzulegen. Die Kämmerei hat diese Mittelanforderungen konsolidiert
und im Haushalt abgebildet, die Kämmerin und ich haben durch Abstimmung zum
Einzelplan 9 dann Mitte September den Verwaltungshaushalt aufgestellt. Für den
Vermögenshaushalt hat die Bauabteilung umfassende Vorarbeiten erbracht, und die
Investitionsbedarf beschrieben – mit Mittelbedarf und Priorisierung. An dieser
Stelle nochmals mein ausdrücklicher Dank dafür an die Bauabteilung – das war
eine sehr übersichtliche Liste, ganz ohne Prestigeobjekte! Diese Liste hat aber
auch aufgezeigt, in welchem Umfang wir Liegenschaften und Einrichtungen
verantworten, mitsamt dem Erneuerungsbedarf der damit verbunden ist. Und leider
auch: mitsamt dem Sanierungsstau der mittlerweile aufgelaufen ist. Da sind wir
aber leider auch nichts Besonderes, das ist der Regelfall in einer bay. Kommune
– so schreibt der bay. Gemeindetag auch von einem wahrgenommenen
Investitionsrückstand der Kommunen v.a. in Schulen, Straßen und der Feuerwehr. Aber
auch hier sind wir dran, mit Konzept und planmäßiger Vorgehensweise:
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Straße für Straße gemäß
Grundsatzbeschluss, jetzt erstmal die Weinbergstraße mit Petryweg und Teilen
der Frühlingstraße
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Dann die Ziegeleistraße
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Danach berät das Gremium neu
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Feuerwehrhaus und Fahrzeuge sind wir auch dabei
-
Schulen sind wir im Zuge des Umzugs auch dabei.
Also grundsätzlich machen wir das Richtige, die
Bauverwaltung schlägt das auch richtig vor. Aber die Beratungen zum
Vermögenshaushalt begannen mit einem Kreditbedarf von 3,2 Mio. Euro, und am
Ende nach harten, aber fairen Beratungen hatten wir den Kreditbedarf auf immer
noch 2,2 Mio. Euro. Das war schon besser, und die Verhandlungen waren wirklich
hart und bis 0.15 Uhr auch sehr lange / zu lange verhandelt. Und so haben wir
am Montag, 27.11.2023 mit den Fraktionsvorsitzenden nochmal so eine Art
„Bereinigungssitzung“ durchgeführt, haben Kostenansätze für die Schulsanierung
und Förderungen für die KiTa-Bachzwerge zeitlich realistisch verschoben und
Vorteile im HH-Jahr 2024 sichtbar gemacht. Es blieb dann aber immer noch ein
Restkredit in Höhe von 560 TEUR, weit über den für die Pflichtaufgaben
notwendigen 387 TEUR. Wir haben dann – schweren Herzens – eine Verschiebung von
Friedhofswege ein Jahr schieben
= 30.000 Euro Radwege ein Jahr
schieben (Kosten und Erlöse) = 130 Kosten und 37,5 Erlöse und als Saldo 92.500
Euro Leichenhaus Maidbronn ein
Jahr schieben 43.500
d.s. waren zusammen 166 TEUR weitere Verschiebung.
Offen wären dann jetzt immer noch 420.778 EURO –
und der Haushaltsausgleich kann nur mit Kreditaufnahme erfolgen - für dringende
Pflichtaufgaben (Weinbergstraße, der Ursprungskredit reicht nicht aus + FFW +
weitere eilige Wasserleitungsmaßnahmen). Da aber in der abschließenden
Diskussion mit dem am Mittwoch aus dem Urlaub zurückgekehrten Bauamtsleiter
klar ergab, dass der Verbesserungsbeitrag erst nächstes Jahr eingehoben werden
kann, haben wir diesen Betrag - dann nur folgerichtig - auch in 2024
eingeplant. Damit können wir eine Kreditaufnahme vermeiden und weitere 380 TEUR
für die Restkosten der Weinbergstraße zur Verfügung stellen. Dazu habe ich am
Mittwoch mit den Fraktionsvorsitzenden telefoniert. So gelingt ein Haushalt vom Grunde her, danke.“